Kreisrunder Haarausfall bei Frauen: Schilddrüse oder Corona-Impfung?
Redaktion, 09. Februar 2022
Haarausfall bei Frauen hat viele Gesichter. Meist ist das Ausdünnen der Haarpracht nur ein vorübergehendes Problem, was trotzdem schwer auf den Betroffenen lastet. Viele fühlen sich hilflos während sie mit ansehen, wie das Haar ausfällt. Besonders groß ist die Angst vor kreisrundem Haarausfall, denn dieser trifft die meisten Frauen völlig unvermittelt und verursacht auffällige, kahle Stellen. Lesen Sie mehr über die Ursachen für kreisrunden Haarausfall und was Sie dagegen tun können.
Inhaltsverzeichnis
FORSCHUNG
Haarausfall bei Frauen: Dieses Hausmittel hilft
Anstelle den Haarausfall mit verschreibungspflichtigen Mitteln zu bekämpfen, die starke Nebenwirkungen haben, vertrauen viele Betroffene auf die Kraft der Hausmittel. Richtig ausgewählt und angewendet können Hausmittel wirksame Helfer im Kampf gegen das dünner werdende Haar sein.
Was ist kreisrunder Haarausfall?
Kreisrunder Haarausfall stellt Mediziner und Haarexperten noch immer vor ein großes Rätsel, denn die genauen Auslöser sind noch immer nicht bekannt. Bei kreisrundem Haarausfall, auch bekannt unter der Bezeichnung Alopecia areata, handelt es sich um eine entzündliche, aber harmlose Erkrankung, die bei Betroffenen zu plötzlichem Haarverlust führt.
Typisch für diese Art von Haarausfall ist das plötzliche Auftreten von scharf begrenzten, runden kahlen Stellen auf dem Kopf. Aber auch andere Körperbehaarung wie z.B. die Augenbrauen und Wimpern kann betroffen sein.
Kreisrunder Haarausfall liegt derzeitigen Erkenntnissen zufolge einer Autoimmunerkrankung zugrunde und tritt oft auch in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen auf wie. z.B. Schilddrüsenerkrankungen. In Deutschland sind rund 1 Million Menschen und vor allem junge Erwachsene von der Erkrankung betroffen. Dabei tritt der kreisrunde Haarausfall gleichermaßen bei Frauen und Männern auf.
Was sind die Symptome von kreisrundem Haarausfall bei Frauen?
Der kreisrunde Haarausfall erhält seinen Namen durch das charakteristische Haarausfall-Muster. Typische Symptome sind:
- runde oder ovale, scharf begrenzte kahle Stellen am Kopf, ca. münzgroß
- kahle Stellen sind völlig glatt und glänzend
- am Rand der kahlen Stellen sind kurze, abgebrochene Haare sichtbar (“Kommahaare”), die sich leicht rausziehen lassen
- schubweises Auftreten des Haarausfalls
- z.T. kahle Stellen im Bart (bei Männern), Ausfallen der Augenbrauen/Wimpern
Bei kreisrundem Haarausfall kann es vorkommen, dass ausschließlich die pigmentierten Haare ausfallen und die grauen Haare bestehen bleiben. Das erweckt den Eindruck, dass Betroffene plötzlich graue Haare bekommen haben.
Die kahlen Stellen treten außerdem nicht nur vereinzelt auf, sondern können sich auch an mehreren Stellen auf der Kopfhaut bilden und zu großen, haarlosen Flächen zusammenfließen. Das ist meist ein Hinweis darauf, dass der Haarverlust länger andauert und früher oder später das ganze Kopfhaar betrifft.
Was sind die Ursachen von kreisrundem Haarausfall bei Frauen?
Wissenschaftler sind nach wie vor auf der Suche nach den genauen Ursachen für kreisrunden Haarausfall. Es gibt Hinweise darauf, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Dabei reagiert das Immunsystem auf die Haarwurzel so wie auf Krankheitserreger - es werden Abwehrzellen gebildet, die die Haarwurzeln angreifen und einen Entzündungsprozess auslösen. Dadurch wird der Haarwachstumszyklus gestoppt und das Haar fällt aus.
Oft wird der Prozess, der zum Haarverlust führt, durch verschiedene Einflüsse begünstigt bzw. getriggert. Zu diesen Risikofaktoren zählen:
- Autoimmunerkrankungen: Der kreisrunde Haarausfall tritt häufig gemeinsam mit weiteren Autoimmunstörungen auf. Dazu gehören z.B. die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), Morbus Addison
- Trisomie 21: Untersuchungen haben gezeigt, dass kreisrunder Haarausfall gehäuft bei Menschen mit Down-Syndrom bzw. Trisomie 21 auftritt. Die Chromosomenanomalie geht oftmals mit einem unterentwickelten Immunsystem einher, was die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunerkrankungen erhöht.
- Genetik: Bei kreisrundem Haarausfall spielt mit großer Wahrscheinlichkeit auch die erbliche Veranlagung eine Rolle. Tritt die Krankheit bereits in der Familie auf, ist auch das Risiko selbst zu erkranken höher.
- Allergien: Bei Menschen, die unter atopischen Krankheiten wie z.B. Neurodermitis, Asthma oder einer anderen Allergie leiden, tritt kreisrunder Haarausfall vergleichsweise öfter auf.
- Stress: Stress ist einer der bekanntesten Trigger für die Entstehung der kahlen Stellen. Vor allem anhaltender Stress löst Entzündungsreaktionen im Körper aus, die einen Schub und damit den Haarverlust auslösen können.
- Infektionskrankheiten: Ähnlich wie auch psychischer Stress lösen auch Infekte bzw. Viruserkrankungen wie eine Grippe eine Stressreaktion im Körper aus. Es werden Stress-Botenstoffe freigesetzt, die den Ausbruch von kreisrundem Haarausfall begünstigen können.
Welche Rolle spielt die Schilddrüse bei kreisrundem Haarausfall?
Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis treten überdurchschnittlich oft auf auch bei Frauen auf, die unter kreisrundem Haarausfall leiden. Allerdings wissen viele der Betroffenen gar nicht, dass bei ihnen eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt. Wenn die Haare bei einer Frau also plötzlich im typischen Muster ausfallen, sollte unbedingt die Schilddrüse überprüft werden.
Hashimoto Thyreoiditis ist einer der häufigsten Schilddrüsenerkrankungen unter Frauen. Bei dieser Krankheit liegt eine andauernde Entzündung der Schilddrüse vor, die im Verlauf zu einer chronischen Unterfunktion des Organs führt. Auch hier liegt die Ursache wahrscheinlich darin, dass die eigenen Abwehrzellen des Körpers die Schilddrüse angreifen und sie in ihrer Funktion einschränken. Infolgedessen produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, was weitreichende Folgen für die Gesundheit hat. Typische Symptome von Hashimoto Thyreoiditis sind z.B. Müdigkeit, Kurzatmigkeit, trockene Haut und auch Haarausfall.
Bei einer Erkrankung wie Hashimoto liegt eine Veranlagung zu Autoimmunstörungen vor, was das Auftreten von kreisrundem Haarausfall ebenfalls wahrscheinlich macht. Bleibt die Schilddrüsenerkrankung lang unentdeckt, entsteht ein starkes hormonelles Ungleichgewicht. Das wiederum begünstigt Haarausfall im Allgemeinen, kann aber auch ein Trigger für einen Alopecia areata-Schub sein.
Ist die Corona-Impfung an dem kreisrunden Haarausfall schuld?
Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor fest im Griff. Ein Großteil der Menschen ist bereits vollständig geimpft und sogar geboostert. Jede Impfung stellt den Körper und das Immunsystem vor eine Herausforderung, denn es müssen Antikörper produziert werden. In den meisten Fällen klagen Geimpfte über typische Impfbeschwerden wie einen schmerzenden Arm oder Müdigkeit. Vereinzelt wird allerdings auch über stärkere Beschwerden berichtet wie z.B. kreisrunden Haarausfall.
Eine Impfung stellt für den Körper eine ähnliche Belastung wie ein Infekt. Es werden Stressreaktionen ausgelöst, die wiederum entzündliche Prozesse in Gang setzen. Nach der Corona-Impfung kann es passieren, dass sich die Autoantikörper dabei gegen die eigenen Körperzellen richten - und so auch gegen die Haarwurzeln. Durch den Angriff der Haarwurzeln wird das Wachstum vorzeitig gestoppt. Nun dauert es einige Wochen bis Monate, bis das Haar nach außen geschoben wird und schließlich ausfällt. Daher tritt der kreisrunde Haarausfall nach einer Corona-Impfung nicht unmittelbar danach auf, sondern zeitversetzt.
Grundsätzlich können Betroffene davon ausgehen, dass es sich nur um eine vorübergehende Reaktion handelt. Die Haarwurzeln bzw. der Haarfollikel werden dabei nur in einen Ruhezustand versetzt und innerhalb von 6-12 Monaten beginnt das Haar wieder nachzuwachsen.
Wachsen die Haare bei kreisrundem Haarausfall wieder nach?
Alopecia areata tritt in den meisten Fällen schubweise auf. Das bedeutet, der Haarverlust und die kahlen Bereiche auf der Kopfhaut sind nicht von Dauer. Die Haarwurzeln werden durch die Entzündungsreaktion in eine Art Ruhezustand versetzt, sodass der Wachstumszyklus gestoppt wird. Der Haarfollikel selbst bleibt jedoch intakt und produziert nach dem Ausheilen neue Haarzellen, sodass das Haar wieder nachwächst.
Wie lange ein Schub andauert, kann nicht vorhergesagt werden. In den meisten Fällen wächst das Haar auch ohne Behandlung innerhalb von 6-12 Monaten vollständig wieder nach. Bis das nachgewachsene Haar die Ausgangslänge wieder erreicht hat, vergeht je nach Haarlänge natürlich noch mehr Zeit. Bei vielen Betroffenen bleibt es jedoch nicht bei einem Schub und im Laufe der Jahre entstehen immer wieder kahle Stellen auf der Kopfhaut. Das ist vor allem für betroffene Frauen eine enorme Belastung. Daher ist es wichtig herauszufinden, welche Risikofaktoren möglicherweise bestehen, um diesen so gut wie möglich entgegenzuwirken.
Behandlungsmethoden: Was tun bei kreisrundem Haarausfall?
Für Betroffene ist kreisrunder Haarausfall nicht nur ein optisches, sondern auch ein emotionales Problem. Das Auftreten der Schübe ist unberechenbar und eine spezielle Therapie mit Medikamenten gibt es nicht. Daher ist auch ungewiss, wie lange der Haarverlust andauert und wie stark er sich ausbreitet. Diese Ungewissheit raubt vielen ihr Selbstbewusstsein, auch wenn der Haarverlust meist von selbst ausheilt.
Ganz machtlos sind Betroffene aber nicht. Mit folgenden Tipps kann das Haarwachstum an den kahlen Stellen unterstützt und die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Schub verringert werden.
- Zink: Bei einer leichten Form des kreisrunden Haarausfalls kann die Einnahme von hochdosiertem Zink unterstützend wirken. Insbesondere bei Kindern wird eine Therapie mit Zink empfohlen. Vor der Einnahme sollte eine Beratung beim Arzt oder in der Apotheke stattfinden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
- Immuntherapie: Bei der Immuntherapie wird die haarlose Stelle mit einem Allergen in Verbindung gebracht, das eine Immunreaktion auslöst. Diese allergische Reaktion soll als “Ablenkungsmanöver” für das Immunsystem dienen. So sollen die entzündlichen Prozesse, die zum kreisrunden Haarausfall führen, unterbrochen werden.
- Calcipotriol: Bei diesem Arzneimittel handelt es sich um einen Abkömmling von Vitamin D3, der entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Bei kreisrundem Haarausfall wird Calcipotriol in Form einer Salbe bzw. Creme auf die kahlen Hautstellen aufgetragen. Die Wirkung ist jedoch nicht belegt.
- Kortison: Kortisonhaltige Mittel sollten nicht die erste Wahl sein. Handelt es sich jedoch um ein akutes Problem ohne Aussicht auf Besserung, kann Kortison die Verschlimmerung des Haarausfalls verhindern. Das Medikament unterdrückt Entzündungsreaktionen und verhindert somit den kreisrunden Haarausfall. Allerdings ist Kortison, ob als Salbe oder Injektion, aufgrund der Nebenwirkungen nicht für eine dauerhafte Behandlung geeignet. Häufig fallen nachgewachsene Haare nach dem Absetzen wieder aus.
- JAK-Hemmer: JAK-Inhibitoren (JAK=Januskinase) sind vor allem aus der Therapie von rheumatischen Erkrankungen bekannt. Sie haben eine hemmende Wirkung auf bestimmte Enzyme, die Entzündungssignale weiterleiten. Aus diesem Grund werden sie vor allem bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Derzeit wird geforscht, inwieweit JAK-Hemmer kreisrunden Haarausfall verhindern können.
- Stress vermeiden: Stress kann Schübe triggern - ganz egal ob es sich um körperlichen oder emotionalen Stress handelt. Auch krankheitsbedingte Stressreaktionen durch Infekte können kreisrunden Haarausfall auslösen. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Stresslevel so niedrig wie möglich zu halten und auf sich selbst und seine Gesundheit Acht zu geben.
Hausmittel gegen kreisrunden Haarausfall bei Frauen
Alopecia areata ist ein Sonderfall im Bereich Haarausfall. Während für erblich bedingten und diffusen Haarausfall verschiedene wirksame Therapieansätze existieren, gibt es für kreisrunden Haarausfall noch keine Lösung. Aus diesem Grund behelfen sich viele Betroffene mit Hausmitteln. Auch wenn sie den kreisrunden Haarausfall nicht stoppen, so können die natürlichen Mittel zumindest zum Nachwachsen neuer Haare beitragen.
- Knoblauch: Die Knolle ist in jeder gut sortierten Küche zu finden und ein vielfältig einsetzbares Hausmittel. Knoblauch hat entzündungshemmende Eigenschaften und ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Außerdem erweitert Knoblauch die Gefäße und steigert die Durchblutung. Auf diese Weise soll auch das Haarwachstum angeregt werden, auch wenn die Knolle äußerlich aufgetragen wird z.B. als Paste.
- Rosmarin: Rosmarin ist für viele ein natürliches Wundermittel in Sachen Haarausfall. Das Kraut hat einen durchblutungsanregenden Effekt und enthält verschiedene ätherische Öle. Vor allem bei hormonellem Haarausfall scheint Rosmarinöl bzw. -wasser einen positiven Einfluss auf das Haarwachstum zu haben.
- Basilikum: Basilikum-Extrakt, so wie es in der Rezilin Haarkur enthalten ist, kann ebenfalls zum Haarwachstum beitragen. Das Kraut enthält zahlreiche Vitamine und Antioxidantien mit einer antientzündlichen und anregenden Wirkung.
QUELLEN
- Amos Gilhar, M.D., Amos Etzioni, M.D., and Ralf Paus, M.D.: Alopecia Areata. 2012.
- W Tilgen, D Dill-Müller, P Koch, U Reinhold: Haarausfall. 2005.
- Ishwarlal Jialal: Hashimoto Thyroiditis. 2017.