Haarausfall durch Schilddrüse: Was kann man tun?
Haarausfall durch Schilddrüse: Was kann man tun?
Redaktion, 26. AUGUST 2022
Schilddrüsenerkrankungen können für Haarausfall bei Frauen verantwortlich sein.
Insbesondere für eine Frau sind schöne, gesunde Haare nach wie vor ein Attraktivitätsmerkmal. Gehen die Haare hingegen aus, wird das oft als große Belastung empfunden. Insbesondere, da sich die Suche nach der Ursache schwer gestalten kann. In einigen Fällen sind die Hormone schuld - ausgelöst durch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über den Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und Haarausfall und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten.
Inhaltsverzeichnis
FORSCHUNG
Haarausfall bei Frauen: Dieses Hausmittel hilft
Anstelle den Haarausfall mit verschreibungspflichtigen Mitteln zu bekämpfen, die starke Nebenwirkungen haben, vertrauen viele Betroffene auf die Kraft der Hausmittel. Richtig ausgewählt und angewendet können Hausmittel wirksame Helfer im Kampf gegen das dünner werdende Haar sein.
Was ist die Schilddrüse und welche Funktionen hat sie im Körper?
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das unterhalb des Kehlkopfes im Hals liegt. Sie produziert Schilddrüsenhormone, die zahlreiche lebenswichtige Körperfunktionen regulieren. Die Schilddrüse ist regulatorisch am Jod-, Kalzium- und Gesamtstoffwechsel beteiligt. Sie wirkt sich beispielsweise auf folgende Funktionen aus:
- Muskelfunktion
- Herzschlag und Blutdruck
- Entwicklung des zentralen Nervensystems
- Sauerstoffverbrauch
- Wärmeproduktion
- Cholesterinabbau
- etc.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Haarausfall und der Schilddrüse?
Die Schilddrüse wirkt sich auf zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper aus. Dementsprechend kann eine Fehlfunktion der Schilddrüse weitreichende Konsequenzen haben. Auch der Haarverlust zählt zu den möglichen Symptomen bei Fehlfunktionen der Schilddrüse. Bei vielen Menschen bleiben Schilddrüsenerkrankungen oft lange unentdeckt, da sie mit vielen unspezifischen oder schleichenden Symptomen einhergehen können.
Haarausfall durch Unterfunktion der Schilddrüse
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bildet die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone. Durch den Hormonmangel verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Körper ist weniger leistungsfähig. Die Schilddrüsenunterfunktion zählt zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen. In den meisten Fällen sind Frauen davon betroffen. Ursache ist meist eine Entzündung der Schilddrüse (s. unten). Auch eine Strahlentherapie, eine Schilddrüsenoperation oder eine Über- oder Unterversorgung mit Jod können eine Hypothyreose verursachen. Sie kann auch angeboren sein.
Zu häufigen Symptomen der Unterfunktion zählen zum Beispiel Konzentrations- und Leistungsschwäche, Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Blässe, brüchige Nägel, eine gesteigerte Kälteempfindlichkeit und eine Gewichtszunahme.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann man auch an den Haaren erkennen. Durch den gebremsten Stoffwechsel verlangsamt sich auch das Haarwachstum erheblich. Die Kopfhaare wachsen langsamer und dazu kann am Körper auffallen, dass man sich seltener rasieren muss. Oft sind die Haare durch die Schilddrüsenprobleme strohig, brüchig und glanzlos. Auch Haarausfall ist eines der häufigsten Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion.
Haarausfall durch Überfunktion der Schilddrüse
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) werden demgegenüber zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Auch hier sind überwiegend Frauen betroffen. Ursache ist oft die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Auch eine Autonomie der Schilddrüse kann hinter der Schilddrüsenüberfunktion stecken. Hier beschließt die Schilddrüse selbst, mehr Hormone zu produzieren, ohne auf die Signale des Gehirns zu hören. In seltenen Fällen sind eine Entzündung oder Schilddrüsenkrebs die zugrundeliegenden Ursachen.
Der Stoffwechsel läuft bei einer Überfunktion auf Hochtouren, was sich vor allem durch Nervosität und Unruhezustände, eine Gewichtsabnahme, starkes Schwitzen, einen sichtbaren Kropf und Herzrasen zeigt. Auch Haut und Haare können sich durch die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen verändern. Das Haar wächst schneller, wodurch es feiner wird und schneller in die Ruhephase übergeht und dadurch ausfällt. Auch die Nägel werden durch das schnellere Wachstum dünner und brüchiger.
Haarausfall durch Hashimoto Thyreoiditis
Ein Sonderfall ist Hashimoto Thyreoiditis. Hierbei handelt es sich nicht direkt um eine Fehlfunktion der Schilddrüse, sondern um eine chronische Schilddrüsenentzündung. Von dieser Autoimmunerkrankung sind fast ausschließlich Frauen betroffen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es durch die anhaltende Entzündung oft zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Die Symptome gleichen denen einer Unterfunktion.
Auffällig ist, dass es womöglich einen Zusammenhang zwischen der Autoimmunerkrankung und kreisrundem Haarausfall gibt. Kreisrunder Haarausfall zeigt sich überdurchschnittlich oft bei Frauen, die unter der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung Hashimoto Thyreoiditis leiden. Hier fällt das Haar nach einem gewissen Schema - und zwar stellenweise und kreisrund - aus.
Besonders dann, wenn die Schilddrüsenerkrankung lange unentdeckt bleibt, kommt es zu einem starken hormonellen Ungleichgewicht. Dadurch wird nicht nur im Allgemeinen Haarausfall bei Frauen begünstigt, sondern insbesondere auch ein Schub beim kreisrunden Haarausfall.
Haarausfall durch Schilddrüsentabletten
Besonders tückisch: Auch Medikamente, die zur Behandlung der Fehlfunktionen eingesetzt werden, können sich negativ auf das Haarwachstum auswirken und zu Haarausfall führen.
Dazu zählen beispielsweise Thyreostatika, Carbimazol, Thiamazol, Methyl- und Propylthiouracil. Auch Medikamente, die in den Schilddrüsenstoffwechsel eingreifen, wie z.B. Levothyroxin (L-Thyroxin) und Lithium können einen Verlust der Haare auslösen.
Haarausfall durch Schilddrüse: Wachsen die Haare nach?
Kommt es durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse zu Haarausfall, ist das für die Betroffenen oft eine zusätzliche Belastung. Die Sorge, dass das Haar nicht mehr nachwächst und womöglich nur Haartransplantationen helfen können, ist groß. Doch es gibt gute Nachrichten: Der Haarausfall im Rahmen einer Funktionsstörung der Schilddrüse ist reversibel. Wird die Schilddrüse entsprechend behandelt, wird auch der Haarausfall gestoppt. Die Haare wachsen wieder normal nach und können auch ihre zuvor kräftige Struktur wieder zurückgewinnen. Es ist jedoch Geduld gefragt, da die Haare auf dem Kopf normalerweise monatlich nur etwa 1 bis 1,5 Zentimeter nachwachsen. Bis sich der Haarverlust wieder ausgleicht, können also durchaus einige Monate vergehen.
In manchen Fällen, vor allem beim kreisrunden Haarausfall, kann es aber auch sein, dass sich die Stellen nicht mehr vollständig erholen. Dann kann eine Haartransplantation sinnvoll sein.
Haarausfall durch Schilddrüse: Wann sollte man zum Arzt?
Anders als bei Männern, bei denen oft der genetisch bedingte Haarausfall hinter dem Verlust der Haare steckt, kann Haarausfall bei Frauen viele unterschiedliche Ursachen haben. Die Suche nach dem Auslöser gestaltet sich daher oft schwierig und bleibt in manchen Fällen auch lange unentdeckt. Besonders plötzlich auftretender Haarausfall kann problematisch sein.
Es ist ganz normal, dass man täglich bis zu 100 Haare verliert. Ein paar Haare auf dem Kissen oder in der Bürste sind also noch längst kein Grund zur Sorge oder für einen Arztbesuch. Kommt es neben den Veränderungen oder dem verstärkten Ausfall der Haare, aber auch zu brüchigen Nägeln oder Blässe und anderen Symptomen wie Müdigkeit, ist eine Untersuchung ratsam. Nicht nur ein Vitaminmangel, sondern auch eine Erkrankung der Schilddrüse können dann mögliche Ursachen sein. Nur, wenn die Ursache des Haarausfalls geklärt wird, kann auch eine geeignete Behandlung erfolgen.
Haarausfall durch Schilddrüse: Was tun?
Wenn hinter dem Haarverlust tatsächlich eine Entzündung oder Fehlfunktion der Schilddrüse steht, kann man dem Ganzen nur ein Ende bereiten, indem man die Schilddrüse ärztlich behandeln lässt. Heutzutage lassen sich viele Fehlfunktionen mit gut verträglichen Arzneimitteln behandeln. Dazu zählen z.B. Jodtabletten oder Schilddrüsentabletten, die eine Hormonproduktion anregen oder bremsen. In manchen Fällen kann eine Operation oder eine Radiojodtherapie erforderlich sein.
Normalisieren sich die Hormone wieder, stoppt auch der Haarausfall. Unterstützend können Haarkuren wie Rezilin zu einer guten Haargesundheit und zur Kräftigung der Haare beitragen. Rezilin kann krankheitsbedingten Haarausfall aber nicht stoppen.
QUELLEN
- Feichter, M. (2021, 22. März). Schilddrüsenunterfunktion. https://www.netdoktor.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/
- Korn, S. & Feichter, M. (2021, 21. März). Schilddrüsenüberfunktion. https://www.netdoktor.de/krankheiten/schilddruesenueberfunktion/
- Mai, M. (2021, 18. März). Schilddrüse. https://www.netdoktor.de/anatomie/schilddruese/
- Wolff, H., Fischer, T. W. & Blume-Peytavi, U. (2016). Diagnostik und Therapie von Haar- und Kopfhauterkrankungen. Deutsches Ärzteblatt, 113, 377-386. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0377