Haare ausfetten lassen: Was sind die Vorteile?

Redaktion, 26. APRIL 2023 | aktualisiert am 16.01.2024

Haare ausfetten lassen
Viele erhoffen sich durch das Ausfetten der Haare gesünderes, glänzenderes Haar.

Während des Lockdowns der Corona Pandemie haben viele Leute ihre Haare ausfetten lassen und der Mähne mal eine Pause vom häufigen Waschen und Stylen gegönnt. Doch was hat es mit diesem Trend auf sich? Das kontrovers diskutierte Thema hat viele Anhänger und erntet auch genau so viel Kritik. Das gilt auch für verwandte Haarthemen wie No Poo und Waschpausen. Beim Haare ausfetten lassen geht es darum, bei der Kopfhaut und den Haaren einmal den Reset-Knopf zu drücken und so den Haarwasch-Rhythmus auszudehnen. Das soll Haarprobleme und eine trockene Kopfhaut verhindern und das Haar wieder gesünder wachsen lassen. Doch der tagelange Verzicht aufs Haarewaschen ist nicht so einfach und fraglich ist, ob es tatsächlich funktioniert und wie gesund es wirklich für die Haare ist. Wir klären über die Vorteile und Nachteile beim Haare ausfetten auf.

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Warum werden die Haare so schnell fettig?

Fettige Haare kennt jeder. Mal ist es die Faulheit, die dazu führt, dass der Haarwaschtag verschoben wird und mal ist schlichtweg keine Zeit dafür. Vor allem bei langem Haar kann das Haare waschen und Stylen zu einer zeitintensiven Angelegenheit werden. Einige haben jedoch das Problem, dass die Haare schon wenige Stunden nach dem Waschen wieder fettig sind. Das hat unterschiedliche Ursachen.


Der Hauptgrund für schnell fettendes Haar ist eine Überproduktion an Talg. Talg wird in den Talgdrüsen der Kopfhaut produziert und dient zum Schutz der Kopfhaut und Haare. Es hält das Haar geschmeidig und verhindert Austrocknung. Sind die Talgdrüsen jedoch aus unterschiedlichen Gründen besonders aktiv, entsteht zu viel Hautfett und die Haare werden fettig. Folgende Faktoren können die Talgproduktion steigern:


  • Hormonelle Faktoren: Die Aktivität der Talgdrüsen wird vor allem durch Androgene gesteuert. Ist der Anteil dieser männlichen Hormone hoch, fetten die Haare schneller nach. In der Regel werden die Haare eines Mannes daher schneller fettig als die einer Frau.

  • Unzureichende Reinigung: Wenn man die Haare nicht regelmäßig wäscht oder nicht gründlich genug reinigt, können sich Schmutz, Talg und Stylingprodukte auf der Kopfhaut und den Haaren ansammeln und dazu beitragen, dass die Haare schnell fettig aussehen.

  • Falsche Haarpflege: Viele Shampoos enthalten stark austrocknende Tenside, die der Kopfhaut Feuchtigkeit entziehen und die Hautbarriere zerstören. Dadurch produzieren die Drüsen mehr Talg, um dem Feuchtigkeitsverlust entgegenzuwirken.

  • Stress: Stress fördert die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol. Cortisol aktiviert die Talgdrüsen und sorgt dafür, dass sie viel Sebum produzieren. Der Talg verteilt sich schnell im Ansatz und in den Längen und macht das Haar fettig.

  • Ungesunde Ernährung: Eine einseitige Ernährung mit viel Zucker, gesättigten Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln kann die Talgbildung ebenfalls ankurbeln. Das Haar sieht deshalb schnell platt und ungepflegt aus.

  • Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie z.B. Schilddrüsenstörungen können dazu beitragen, dass das Haar schnell nachfettet. Das macht einen ungepflegten Eindruck und lässt das Haar platt aussehen.

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Welche Vorteile und Nachteile hat das Ausfetten der Haare?

Wenn sich jemand für das Ausfetten der Haare entscheidet, dann nicht ohne Grund. Für die meisten überwiegen die möglichen Vorteile, die sich daraus ergeben. Allerdings kommt das Ausfetten der Haare auch nicht ohne Nachteile aus.

Vorteile

  • Reguliert die Talgproduktion: Bei vielen ist die Kopfhaut durch häufiges Waschen auf eine starke Talgbildung konditioniert. Dadurch versucht der Körper, der Haut die verlorene Feuchtigkeit wiederzugeben. Lässt man die Haare ausfetten, kann das die Talgproduktion auf ein normales Maß regulieren.

  • Natürlicher Glanz: Das Ausfetten kann dazu beitragen, dass die Haare auf natürliche Weise glänzen, ohne dass man auf Stylingprodukte zurückgreifen muss. Der Talg umschließt das Haar und spendet Feuchtigkeit, was zu einer seidig weichen Haarstruktur beiträgt.

  • Gesunde Kopfhaut: Bei Kopfhautprobleme wie Schuppen und Juckreiz kann es helfen, das Haar ausfetten zu lassen. Insbesondere tägliches Haarewaschen strapaziert die Kopfhaut stark und zerstört die natürliche Schutzbarriere.

  • Seltener Haarewaschen: In erster Linie dient das Ausfetten lassen der Haare dazu, den Haarwasch-Rhythmus zu verlängern. Das schont Kopfhaut und Haar und spart Zeit, denn Haare waschen, pflegen und stylen kann viel Zeit in Anspruch nehmen.

Nachteile

  • Gewöhnungszeit: Es kann einige Wochen dauern, bis sich Kopfhaut und Haar an die neue Wasch-Routine gewöhnt haben. In der Zeit zwischen jeder Haarwäsche sollte man sich also darauf einstellen, dass sich das Haar für eine Weile schmutzig und ungepflegt anfühlt.

  • Unangenehmer Geruch: Beim Ausfetten sammelt sich der Talg auf der Kopfhaut und im Haar. Hinzu kommen Schweiß und andere Gerüche, die das Haar aus der Umgebung aufnimmt. Das kann dazu führen, dass sich während des Ausfettens ein unangenehmer Geruch bildet.

  • Nicht für alle Haartypen geeignet: Menschen mit einer empfindlichen Kopfhaut, Menschen, die zu Hauterkrankungen (Ekzeme, Schuppenflechte) neigen und Menschen mit sehr trockenem Haar sollten ihre Haare nicht ausfetten lassen. Das kann die Symptome verschlechtern.

Wie lange sollte man die Haare ausfetten lassen?

Die Haare ausfetten zu lassen ist kein Wettbewerb. Tatsächlich ist es sogar ungesund, die Haare mehrere Wochen am Stück nicht zu waschen. Aus diesem Grund sollte das Ausfetten der Haare auf einen Zeitraum von maximal 2 Wochen beschränkt werden. Realistisch ist es aber, sich langsam zu steigern. Wäscht man die Haare beispielsweise alle zwei Tage, so wäscht man sie nur noch alle drei Tage. Nach einiger Zeit dann nur noch alle vier Tage und so weiter, bis man zufrieden ist.


Tipp: Bei sehr schnell fettendem Haar kann es zu einer großen Herausforderung werden, das Haar für 7 Tage oder mehr nicht zu waschen. Um die Haarwäsche Tag für Tag hinauszuzögern, kann es hilfreich sein, das Haar zwischendurch mit lauwarmem Wasser zu spülen oder die No-Poo-Methode anzuwenden. Dabei kommen weder Haar-Produkte wie Shampoo noch Conditioner zum Einsatz.

Wie gesund ist das Ausfetten der Haare?

Das sogenannte Ausfetten der Kopfhaut ist tatsächlich förderlich, da es das aus der Balance geratene Gleichgewicht der Talgproduktion reguliert, welches in der Regel durch Stress und Hormonschwankungen verursacht wird. Die vorübergehende Entfettung bringt dem Haar Erholung und ist unschädlich. Man kann es also bedenkenlos für einige Tage ausprobieren. Allerdings sollte man es mit dem Ausfetten der Haare nicht übertreiben, da diese Technik langfristig möglicherweise eher nachteilig sein kann. Wenn sich zu viel Talg und Schmutz auf der Kopfhaut ansammeln, könnte dies beispielsweise zu Ekzemen oder Hautpilz führen.

Haare ausfetten lassen: Juckreiz und Schuppen

Wenn man die Haare ausfetten lässt, geht das bei den meisten mit unangenehmen Begleiterscheinungen einher. Abgesehen davon, dass man sich mit plattem, fettem Haar einfach unwohl und ungepflegt fühlt, klagen viele während des Ausfettens über Juckreiz. Das liegt daran, dass sich über einen längeren Zeitraum Talg auf der Kopfhaut sammelt. Dieser ist der ideale Nährboden für Bakterien und Pilze, die sich im Zuge dessen vermehren und den Juckreiz auslösen können.

Auch die Ansammlung anderer Verunreinigungen wie Schweiß, Schmutz und Stylingrückstände strapazieren die Kopfhaut und verursachen ein juckendes Hautgefühl. Einige bemerken auch, dass sich verstärkt Schuppen bilden. Das liegt daran, dass die abgestorbenen Hautzellen nicht herunter gewaschen werden. Durch den Juckreiz und das Kratzen lösen sich zudem vermehrt Hautschuppen, die dann im fettigen Haar sichtbar werden.

Was sagen Dermatologen zum Ausfetten der Haare?

Die Idee, das Haar ausfetten zu lassen und so einen “Normalzustand” herzustellen, klingt nach einer vielversprechenden Lösung. Die Meinungen von Dermatologen zu dieser Methode gehen jedoch stark auseinander.

Einige bezeichnen das Ausfetten der Haare als Mythos. Sie behaupten, dass es nicht möglich wäre, dadurch die Talgproduktion in der Kopfhaut einzudämmen. Im Vordergrund steht außerdem, dass der tagelange Verzicht aufs Haarewaschen laut Dermatologen das Risiko für Hautirritationen und Ekzeme erhöhen kann. Sie sind der Meinung, dass sich die Kopfhaut nicht an das häufige Waschen gewöhnen kann und die Ursachen für das schnell fettende Haar an anderer Stelle liegen. Studien konnten auch belegen, dass das Haare waschen nicht schädlich für die Haare und die Kopfhaut ist.

Es gibt jedoch auch eine Dermatologin, die sagt, dass das Ausfetten der Haare durchaus Vorteile mit sich bringt. Insbesondere wenn das Haar vorher mit wenigen Haarwäschen ausgekommen ist und nun als Schutzmechanismus verstärkt Talg produziert, kann es helfen, die Haare ordentlich ausfetten zu lassen. Auch wenn die Haarlängen strapaziert sind und abbrechen, kann der Umstieg auf selteneres Haarewaschen die Lösung sein.

Wie sind die Erfahrungen beim Ausfetten der Haare?

Die meisten Leute informieren sich bei Trend-Themen gerne über Erfahrungen anderer Tester, bevor sie sich an etwas Neues rantrauen. Dies ist auch beim Ausfetten der Haare der Fall. Bevor man über mehrere Tage einen ungepflegten Look in Kauf nimmt, möchte man meistens gerne wissen, ob sich das überhaupt rentiert. Deshalb haben wir für Sie ein paar Erfahrungsberichte aus dem Netz zusammengetragen:

  • “Ich musste früher auch spätestens nach 2 Tagen waschen. Habe aber mal einen Urlaub zu Hause dazu genutzt, dies umzustellen und es klappt nun wunderbar. Jetzt reicht alle 4-5 Tage”

  • “Es ist auch gesünder für die Haare sie nicht so oft zu waschen. 2x mal in der Woche sollte reichen. Am Anfang wird es ein wenig dauern bis deine Haare nicht mehr so schnell fettig werden. Da deine Haare daran gewöhnt sind oft gewaschen zu werden und sie sich erst umgewöhnen müssen. Das wird ein wenig dauern aber dann machst du dir einfach einen Zopf wenn sie fetten.”

  • “Früher habe ich auch täglich meine Haare gewaschen. Inzwischen wasche ich sie nur noch zweimal pro Woche. Fettig sind sie nicht. Rein von der Optik würde wohl auch einmal pro Woche waschen ausreichen. Und ja, die Haare gewöhnen sich da dran.”

Haare ausfetten lassen: Mit diesen Tipps wird der Umstieg einfacher

Das Ausfetten der Haare erfordert Geduld und eine gewisse Umstellung der Haarpflegeroutine. Hier sind einige Tipps, um die Zeit beim Haare ausfetten lassen gut zu überstehen.

Verwenden Sie Trockenshampoo

Trockenshampoo kann helfen, überschüssigen Talg auf der Kopfhaut zu absorbieren und das Haar zwischen den Wäschen frischer aussehen zu lassen. Allerdings sollte das Trockenshampoo so selten wie möglich verwendet werden, da die Rückstände auf der Kopfhaut verbleiben und Irritationen, Unreinheiten und Austrocknung verursachen können.

Tragen Sie eine Kopfbedeckung

Haarband
Fettige Haare lassen sich besonders einfach mit einer Kopfbedeckung verbergen. Ob Kappe, Mütze, Haarreif, Stirnband oder ein Tuch - die Auswahl an modischen Accessoires ist vielfältig und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Probieren Sie neue Frisuren aus

Wenn das Haar fettig ist, sollte man vermeiden, es offen zu tragen. So fallen das fehlende Volumen und der strähnige Look schnell auf. Mit Hilfe von Frisuren wie einem Sleek Bun, Flechtzöpfen oder einem Half-Up-Style lassen sich die fettigen Strähnchen gut kaschieren.

Meiden Sie Hitze

Wärme regt die Talgdrüsen zur Talgproduktion an. Damit das Haar auch nach wenigen Tagen noch ansehnlich ist, sollte man Hitze durch Styling-Tools wie Haartrockner, Glätteisen und Lockenstab vermeiden. Und auch die Wärme der UV-Strahlung fördert die Talgbildung. 

Vermeiden Sie das Berühren der Haare

Damit das Haar möglichst lange frisch aussieht, sollte die Berührung der Haare minimiert werden. Das heißt, dass man sich möglichst wenig ins Haar fassen sollte. Dabei bieten sich Frisuren an, bei denen das Haar zusammengebunden und hochgesteckt wird.

Verwenden Sie keine Stylingprodukte

Stylingprodukte wie Haarspray, Gel und Schaum können das Haar beschweren und das Aussehen von fettigem Haar verstärken. Sie legen sich wie ein Film über das Haar und ziehen Staub und Talg an.

Essen Sie gesund

Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich auch auf die Talgbildung in der Kopfhaut aus. Wer seine Haare ausfetten lässt, sollte auf fettige, zuckerhaltige und stark verarbeitete Lebensmittel verzichten und sich stattdessen vitaminreich, ausgewogen und gesund ernähren.

Handtuch auf dem Kopfkissen

Wer seine Haare ausfetten möchte und dabei hygienisch bleiben will, sollte nachts ein kleines Handtuch auf dem Kopfkissen platzieren. Das Handtuch sollte man auch regelmäßig wechseln. So verhindert man, dass sich gesammelter Schmutz und Talg in den Haaren im ganzen Bett verbreitet. Außerdem wird dadurch die Gesichtshaut vor dem Sebum im Haar geschützt, denn dies kann Unreinheiten verursachen.

Sind fettige Haare gut für das Haarwachstum?

Es kursiert das Gerücht, dass fettige Haare gut für das Haarwachstum seien und dass fettige Haare schneller wachsen würden. Doch was ist an diesem Gerücht dran? Leider gar nicht. Je nach Haartyp kann es, wie bereits erwähnt, gesünder für die Haare sein, sie nicht so häufig zu waschen. Denn durch häufige Haarwäschen können die Haare strapaziert werden und abbrechen. Doch dass fettige Haare das Haarwachstum beschleunigen, ist lediglich ein Mythos oder Wunschgedanke.

Fazit

Die Haare ausfetten zu lassen ist ein Beauty-Trend, der schon seit einigen Jahren im Netz kursiert. Viele schwören darauf und haben gute Erfahrungen damit gemacht. Das Ausfetten soll dabei helfen, das Haarewaschen zu reduzieren. Auf diese Weise soll das Haar geschont werden und seinen natürlichen, gesunden Glanz und mehr Geschmeidigkeit zurückerhalten. Es gibt allerdings auch kritische Meinungen, insbesondere von Dermatologen. Sie sehen keinen Sinn darin, bis zu 2 Wochen auf das Haarewaschen zu verzichten. Im schlimmsten Fall können sich Pilze und Bakterien auf der Kopfhaut vermehren und zu Irritationen und Infektionen führen. Doch eine Waschpause kann unter Umständen durchaus gut für die Haargesundheit und die Kopfhaut sein. Ob das Ausfetten der Haare letztendlich etwas bringt, ist sehr individuell. Ein Selbsttest ist die beste Möglichkeit, das herauszufinden.

Haben Sie Erfahrungen mit dem Ausfetten der Haare? Berichten Sie uns davon in den Kommentaren!

QUELLEN

  • M.P. Birch, A. Messenger: 'Bad hair days', scalp sebum excretion and the menstrual cycle. 2003.
  • M. Buchta, D.W. Höper, A. Sönnichsen: Erkrankungen der Haare und der Haarfollikel. 2004.

Autorin Natalja Felsing

Natalja Felsing

Natalja ist Content- und Recherche-Expertin mit langjähriger Erfahrung im Beauty- und Gesundheitsbereich. Nicht nur privat setzt sie sich tagtäglich mit Themen wie Fitness, gesunder Ernährung, Schönheit und Anti-Aging auseinander, sondern auch beruflich. Seit Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Darmstadt recherchiert und verfasst sie seit mehreren Jahren Beiträge zu Themen rund um Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden - immer auf dem aktuellsten Stand der Forschung.