Reiswasser für die Haare: Anleitung und Anwendung

Redaktion, 20. April 2022

Reiswasser für die Haare
Reiswasser gilt als Wundermittel für langes, glänzendes Haar. Doch es ist Vorsicht geboten.

Langes, wallendes und seidiges Haar ist die Wunschvorstellung vieler Frauen. Doch so langsam wie das Kopfhaar wächst, erweist sich das Warten darauf als Geduldsprobe. Um das Haarwachstum anzuregen und das Haar zum Glänzen zu bringen, gibt es allerlei vermeintliche Wundermittel. Ein Trend hat sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer verbreitet: Reiswasser. Die milchige Flüssigkeit soll der Geheimtipp für kräftiges und geschmeidiges Haar sein. Was genau es mit dem Reiswasser für das Hara auf sich hat und warum dabei Vorsicht geboten ist, lesen Sie in diesem Artikel.

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Das Haarwachstum im Detail

Haare wachsen nicht nur auf dem Kopf, sondern am gesamten Körper. Jedes einzelne durchläuft dabei einen Haarwachstumszyklus, der je nach Körperregion unterschiedlich lang ist. Der Haarwachstumszyklus des Kopfhaars unterscheidet sich bei jedem Menschen und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst.

Während des zyklischen Wachstumsprozesses durchläuft das Haar drei Phasen:


- Wachstumsphase

- Übergangsphase

- Ruhephase

1. Wachstumsphase

Die Wachstumsphase ist die erste und längste Phase des Haarwachstums. Sie wird auch Anagenphase genannt und dauert ca. 2-6 Jahre an. In dieser Phase werden stetig neue Zellen in der Haarpapille gebildet, die einen Strang formen und Stück für Stück aus der Haarwurzel herausgeschoben werden. So wächst das Haar ca. 1 cm pro Monat.

2. Übergangsphase

Die Übergangsphase, auch Katagenphase genannt, ist die zweite und kürzeste Phase im Haarwachstumszyklus. Sie dauert 1-2 Wochen an und kennzeichnet den Wendepunkt im Leben eines Haars. Nun ist die Wachstumsphase nämlich beendet und der Haarfollikel beginnt zu verkümmern. Im gleichen Schritt wird das Haar abgestoßen und schrittweise nach außen geschoben. 

3. Ruhephase

Im dritten und letzten Teil des Haarwachstums setzt die Ruhephase ein. Rund 15 % aller Kopfhaare befinden sich gleichzeitig in dieser Phase. Die Ruhephase nimmt ca. 2-3 Monate in Anspruch. Der Haarfollikel befindet sich nun im Regenerationsprozess. Mit der Zeit wird eine neue Haarmatrix gebildet, aus der dann langsam das neue Haar hervorgeht. Das neue Haar schiebt das alte Haar nach außen und es beginnt ein neuer Haarwachstumszyklus.

Wie lange die Wachstumsphase eines Haars dauert, ist in erster Linie genetisch bedingt. Das ist auch der Grund, warum nicht alle Menschen lange Haare bekommen und oft nur bis zu einer bestimmten Länge wachsen. Faktoren, die sich auf das Haarwachstum auswirken sind u.a.:

-Stress
- Krankheiten
- hormonelle Veränderungen
- Ernährung
- Konsum von Genussgiften
- Haarpflege usw.

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Reiswasser für die Haare: Woher kommt der Trend?

Viele Frauen wünschen sich langes, volles und glänzendes Haar. Bis aus einem Kurzhaarschnitt jedoch wieder eine lange Wallemähne wird, ist sehr viel Zeit und Geduld notwendig. Auf der Suche nach Wundermitteln, um das Haarwachstum anzuregen, schwören viele Frauen auf Reiswasser.


Fermentiertes Reiswasser gehört zu den neuesten Beauty Trends in den sozialen Medien. Die Verwendung von Reiswasser für das Haar stammt ursprünglich aus Asien. Dort ist eine chinesische Volksgruppe sehr bekannt für ihr langes, dickes und seidiges Haar - die Yao-Frauen.


Das Yao-Volk pflegt eine alte Tradition, die es Frauen nur ein Mal im Leben erlaubt, ihr Haar zu schneiden. Die Haarlängen der Yao-Frauen messen zwischen 1,5 und 2,5 Metern, was ihnen einen Platz im Guinnessbuch der Rekorde verschafft. Haarpflege spielt hierbei eine besonders große Rolle und anstelle von Haarkuren und Conditioner verwenden die Frauen seit Jahrhunderten Reiswasser für die Haarwäsche.

Was macht Reiswasser mit den Haaren?

Spülungen mit Reiswasser funktionieren ähnlich wie eine pflegende Haarkur. Das Reiswasser enthält eine Vielzahl an Nährstoffen, die die Kopfhaut und das Haar pflegen und zugleich das Haarwachstum anregen können. Wissenschaftliche Beweise dafür, dass das Spülungen mit Reiswasser die Haare schneller wachsen lassen, gibt es allerdings nicht.

  • Reisprotein: Das Haar selbst besteht vor allem aus Proteinverbindungen (Keratinen) und wenn diese zerstört werden, wird das Haar brüchig und spröde. Der wichtigste Bestandteil von Reiswasser sind die Proteine. Proteine bzw. Aminosäuren haben eine hydrolysierende Wirkung und reparieren Haarschäden. Dadurch kann eine raue Haarstruktur geglättet und dem Haar Glanz verliehen werden. Proteine verleihen dem Haar Griffigkeit, Volumen und ein geschmeidiges Haargefühl.

  • B-Vitamine: B-Vitamine sind für gesundes und kräftiges Haar unverzichtbar, dazu gehören vor allem Biotin, aber auch Vitamin B3, B5 und B6 unterstützen das Haarwachstum. Sie beugen Entzündungen der Haarwurzel vor und verhindern so eine vorzeitige Unterbrechung der Wachstumsphase. Außerdem haben sie eine Schutzfunktion und sind an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt.

  • Antioxidantien: Die Fermentierung macht aus dem Reiswasser eine antioxidative Spülung für die Haare. Antioxidantien neutralisieren freie Radikale in der Kopfhaut und verhindern so, dass die Haarzellen in Folge von oxidativem Stress verkümmern. So werden die Haarwurzeln geschützt und das Haar verbleibt in der Wachstumsphase.

  • Vitamin E: Vitamin E ist ein bekanntes Anti Aging Vitamin und ein wirksames Antioxidans. Es schützt die Haarwurzeln vor freien Radikalen und stärkt ihre Widerstandsfähigkeit. Außerdem unterstützt es das Haarwachstum und kräftigt das Haar.

Anleitung für Reiswasser: So wirds gemacht

Auf der Suche nach dem Geheimtipp, um das Haar schneller wachsen lassen zu können, stoßen die meisten früher oder später auf Reiswasser. In den Regalen der Drogerie findet man das Wundermittel zwar nicht, es lässt sich aber ganz einfach zu Hause herstellen. Dabei wird zwischen der kalten und der heißen Herstellung unterschieden. Die Reihenfolge beim Haarewaschen bleibt gleich:


Schritt 1: Haare einshampoonieren und wie gewohnt auswaschen.

Schritt 2: Reiswasser anstelle von Conditioner verwenden und das Haar damit spülen. Für 10 Minuten einwirken lassen.

Schritt 3: Haare mit klarem Wasser durchspülen und anschließend wie gewohnt trocknen/föhnen/stylen.

Kaltes Reiswasser

Für die Herstellung des kalten Reiswassers wird der Reis (im besten Fall Bio) zunächst kurz durchgespült und abgeschüttet. Nun wird der Reis mit reichlich Wasser aufgefüllt. Fruchtschalen von Orangen oder Zitronen verleihen dem Reiswasser später einen besseren Duft. Nun wird der Reis mit Wasser bedeckt und locker verschlossen, sodass der Fermentationsvorgang beginnt. Dafür wird das Reiswasser 1-2 Tage bei Zimmertemperatur ziehen gelassen. In dieser Zeit entwickelt das fermentierte Reiswasser einen säuerlichen Geruch und nähert sich im pH-Wert dem der Kopfhaut und Haare an. Nach maximal 2 Tagen wird das Wasser durch ein Sieb abgeschüttet. Nun ist das traditionelle Haarwasser bereit für die Anwendung.


Das fermentierte Reiswasser ist im Kühlschrank gelagert bis zu 10 Tage lang haltbar.

Heißes Reiswasser

Heißes Reiswasser

Die Bezeichnung heißes Reiswasser bezieht sich auf die Herstellung, nicht auf die Anwendung. Für die heiße Herstellung wird der Reis nicht fermentiert, sondern gekocht. Dafür wird der Reis zunächst gewaschen und anschließend mit ausreichend Wasser und ohne Salz gekocht, sodass am Ende des Kochvorgangs ausreichend Reiswasser übrig ist. Dieses wird durch ein Sieb gegossen und in einem Behälter aufgefangen. Anschließend sollte das heiße Reiswasser abkühlen, bevor die Haare damit gespült werden.


Das heiße Reiswasser kann ca. 5-7 Tage lang verwendet werden.

Wie oft sollte das Reiswasser angewendet werden?

Das Haar profitiert von einer regelmäßigen Haarpflege mit dem Reiswasser. Je nachdem, auf welche Art und Weise es angewendet wird - ob als Spülung oder Leave-In Haarkur - wird es unterschiedlich oft angewendet.


Wer das Reiswasser als Spülung nach der Haarwäsche verwendet, kann das 1-2 Mal pro Woche wiederholen. Bei stark konzentriertem, fermentiertem Haarwasser sollte dieses mit ein wenig Wasser verdünnt werden.

Wenn das Reiswasser als Haarkur mit längerer Einwirkzeit verwendet wird, reicht eine Anwendung von 1-2 Mal monatlich aus.


Wichtig ist es, die Haarstruktur genau zu beobachten und die Häufigkeit der Anwendung dementsprechend anzupassen.

Vorsicht vor Haarbruch: So schädlich kann Reiswasser sein

So viele Vorteile die Anwendung von Reiswasser in der Haarpflege hat, so wachsam sollte man sein. Denn schnell kann aus dem geschmeidigen und glänzenden Haar ein stumpfer Strohballen mit Haarbruch werden.


Reiswasser ist reich an Proteinen. Sie sind für den Erhalt der Haarstruktur von großer Bedeutung. Dabei muss jedoch das Verhältnis zwischen Proteinen und Feuchtigkeit ausgewogen sein. Wird die Haarspülung zu häufig angewendet, kann ein sogenannter Protein-Überschuss entstehen. Diesem Überschuss liegt ein Ungleichgewicht an Proteinen und Feuchtigkeit zugrunde. Anstatt das Haar seidig glänzend und weich zu machen, bewirkt der Protein-Überschuss das genaue Gegenteil. Typisch dafür sind:


- sprödes, trockenes, strohiges Haar

- knisterndes Geräusch der Haare

- Haarbruch und Spliss

- Frizz und Knotenbildung

- steifes Haargefühl


Um einen Protein Overload durch Reiswasser zu verhindern, sollte man sich an das vermeintliche Wundermittel deshalb zunächst vorsichtig rantasten. Nach jeder Anwendung sollte man das Haar genau unter die Lupe nehmen und anfassen. Beginnt das Haar sich trocken und steif anzufühlen, sollte die Anwendung vom Reiswasser zunächst beendet werden. Mit einem tiefenreinigenden Shampoo und einer feuchtigkeitsspendenden Haarkur kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden, bevor größere Haarschäden entstehen.

Fazit

Reiswasser ist ein natürliches Haarpflegemittel mit langer Tradition. Es ist reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralien, die für eine gesunde Haarstruktur und das Haarwachstum notwendig sind. Mit Bedacht angewendet kann mit Hilfe von Reiswasser mehr Volumen, Fülle und Glanz in das Haar gezaubert werden. Doch es ist Vorsicht geboten: Wird die Reis-Spülung jedoch zu oft oder zu stark konzentriert verwendet, kann es schnell zu einem Protein Overload kommen. Die Folge sind sprödes und und trockenes Haar sowie Haarbruch und Haarausfall


QUELLEN

  • Jialin Yu, Da-wen Yu, Daniel M. Checkla, Irwin M. Freedberg, Arthur P. Bertolino: Human hair keratins. 1993.
  • Wolfgang Raab: Normales Haarwachstum. 2012.
  • Prachi D. Barsagade*, Pranali Patil and Dr. Milind J. Umekar: A FORMULATION OF FACE PACK AND HAIR PRODUCTS OF RICE WATER FOR THE USE OF SKIN AND HAIR PROBLEM. 2020.

Autorin Natalja Felsing

Natalja Felsing

Natalja ist Content- und Recherche-Expertin mit langjähriger Erfahrung im Beauty- und Gesundheitsbereich. Nicht nur privat setzt sie sich tagtäglich mit Themen wie Fitness, gesunder Ernährung, Schönheit und Anti-Aging auseinander, sondern auch beruflich. Seit Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Darmstadt recherchiert und verfasst sie seit mehreren Jahren Beiträge zu Themen rund um Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden - immer auf dem aktuellsten Stand der Forschung.